geschrieben von N. Zwanzig am 28.09.2015
Nachdem die Marketingmaschinerie von EA im Vorfeld wieder
alle Register gezogen hat - anstatt simpler Trailer veröffentlichte man dieses
Jahr Madden: The Movie mit namhaften NFL-Stars und Schauspielern - verkündete
man wie jedes Jahr "It's Madden Season!". Doch ist das für den
Football-Fan wirklich ein Grund zur Freude? Die Madden-Serie war aufgrund ihres
Exklusivstatus lange nicht gezwungen, wirklich innovativ zu sein, um Exemplare
zu verkaufen. Weder 2K noch irgendein anderer Hersteller produzieren einen ernstzunehmenden
Konkurrenten für die Football-Simulation von EA Sports (oder tun es nicht mehr
bzw. dürfen es nicht mehr).
So freute man sich in der Vergangenheit häufig auf ein
"neues" Madden und blieb dann ernüchtert zurück. Man erhielt oft nur
aufpolierte Vorgänger mit minimalen Veränderungen und den jeweils neuen
Rostern. Es fühlte sich mehrfach an, als hätte man ein Update zum Vollpreis
erworben. Diese latente Unzufriedenheit muss irgendwie zu den Entwicklern
durchgedrungen sein, denn Madden NFL 16 ist nämlich kein schnödes Update! Warum
die 2016er Inkarnation so viel besser macht, als seine Vorgänger, lest ihr im Folgenden.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Nachdem im letzten Jahr bereits die Defense einer
Frischzellenkur unterzogen wurde, widmen sich die Neuerungen dieses Mal besonders
dem Passing Game und somit der Offense. Als Receiver kann man nun
situationsbedingt entscheiden, wie man den Ball fangen will.
Wird man zum Beispiel von einem Verteidiger bedrängt, kann
man einen sogenannten "Agressive Catch" versuchen, bei dem sich der
Passempfänger mit aller Kraft in die Höhe schraubt, um den Ball zu erreichen.
Wenn euer Spieler dagegen völlig frei steht, ist "Run after catch"
eine sinnvolle Aktion. Der Receiver fängt den Ball sicher und kann danach
zusätzliche Yards erlaufen. Wenn man sich nicht völlig sicher ist, welches nun
die beste Variante ist, bekommt man Hilfe, indem kurz vor Ankunft des Balls ein
Symbol über dem Empfänger aufleuchtet.
Dennoch sollte man sich auch des Risikos dieser neuen
Mechaniken bewusst sein. Beim "Aggressive catch" steigt das Risiko
für harte Hits und daraus resultierenden Verletzungen oder Fumbles. Um wirklich
gut zu spielen, müssen die Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen werden,
was in der Hitze des Gefechts nicht immer einfach ist.
Auch die Quarterbacks haben jetzt mehr Freiheiten in der
Gestaltung ihres Wurfs. Euer QB kann via Schultertaste entscheiden, den Ball
hoch oder flach zu werfen, was euch in einigen Situationen den Spielzug retten
kann. Nach dem Snap muss man aber auf so viele Sachen gleichzeitig achten, dass
man nicht gleich alle neuen Features verinnerlicht bzw. wirklich nutzt.
Reinfuchsen lohnt sich aber.
Doch auch in der Defense bieten sich tolle neue
Möglichkeiten. Als Defensive Back hat man nun die Wahl auf den Spieler oder zum
Ball zu gehen. Hat man den Ball im Blick, steigen die Chancen auf eine
Interception. Verpasst man diese jedoch, ist der Gegenspieler über alle Berge.
Bleibt man stattdessen am Gegner dran, büßt man vielleicht das Highlight Play
ein, andererseits ist einem der Tackle fast sicher.
Nach dem Draft ist vor dem Draft
Neben all den Gameplay-Neuerungen, hat EA auch einen neuen
Modus spendiert, der die Herzen aller Fantasy-Football-Spieler höher schlagen
lässt: Draft Champions. In 15 Runden hat man jeweils die Wahl zwischen drei
Spielern, die den eigenen Kader verstärken sollen. Auch Legenden können dabei
sein, die besonders hohe Werte aufweisen. Jedoch werden immer Baustellen offen
bleiben.
Diese Schwächen gilt es zu kaschieren. Euer Gegner im
anschließenden Turnier (entweder CPU oder online) hat auch kein perfektes Team
und ihr müsst die Schwachstellen ausfindig machen und nutzen, um zu siegen. Am
Ende gibt es Belohnungen für den Ultimate Team Modus, der sich nicht verändert
hat und immer noch stark auf Mikrotransaktionen basiert, was sich wohl auch
nicht mehr ändern wird.
Connected Franchise kommt ebenfalls fast identisch zum
Vorjahr daher. Einzig die dynamischen Ziele für einzelne Spieler, die bei
Erfüllung Bonus XP und zusätzliches Selbstvertrauen bescheren, sind neu.
Optisch sieht Madden 16 klasse aus. Neue On-Field-Grafiken und Videohighlights
tragen zu perfekter TV-Atmosphäre bei. Lediglich die Kommentatoren spulen
wieder ihr Standardprogramm ab, welches man als Veteran der Serie bald schon
auswendig kennt. Hier wäre Bedarf für nächstes Jahr gegeben.
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