geschrieben von V. Löhr am 01.11.2017
Vor drei Jahren konnte sich Sebastian Castellanos aus dem STEM befreien.
Drei lange Jahre, seitdem er aus den Klauen von Morbius entkommen
konnte. Aber auch nach seiner langen und harten Tortur lassen Sebastians
Gedanken ihn nicht los. Was ist Mobius? Was wollen sie? Und was ist der
wahre Zweck von STEM?
All diese Fragen suchen nach Antworten, doch auch nach drei Jahren der
Suche – kein Ergebnis. Doch es kommt noch schlimmer. Sebastian erfährt,
dass seine totgeglaubte Tochter noch am Leben ist und dringend seine
Hilfe braucht. Ein Wiedersehen mit Mobius, dem STEM und all seinen
Grauenhaften Projektionen ist unausweichlich!
Immer noch ein Nackenhaaraufsteller trotz vieler Freiheiten?
Natürlich stellt sich für Fans des ersten Teils nun die Frage, ob der
Horrorfaktor immer noch vertreten ist und ob das Spiel es immer noch
versteht, dem Spieler einen Schauer über den Rücken zu jagen. Diese
Frage lässt sich schon innerhalb der ersten zehn Spielminuten
beantworten. Wie schon „The Evil Within“ versteht es auch der Nachfolger
mit dem Verstand des Spielers zu spielen, Vertrauen zu erwecken um
dieses binnen von Sekunden in pure Angst und Verfolgungswahn zu
verwandeln. Natürlich kommt auch der Actionfaktor nicht zu kurz. Somit
wird Sebastian auch in diesem Teil mit teils brachialen Waffen
ausgestattet. Das besondere Augenmerk liegt hierbei auf der guten alten
Armbrust, welche sich mit einer Vielzahl von Bolzen ausstatten lässt.
Beispielsweise lassen sich Elektrobolzen auch ganz prima als
Stolperfalle aufstellen. Tritt nun ein Gegner in diese, wird dieser ein
farbenfrohes und prickelndes Erlebnis haben. Aber nicht nur
Stolperfallen, sondern auch die Umgebung kann gut ausgenutzt werden.
Somit verwandelt sich eine stinknormale Pfütze, schnell mal in ein
elektronisches Meer des Todes.
Ganz besonders die weitaus offeneren Levels von „The Evil Within 2“
bieten dem Spieler hierfür viele Optionen, die Gegner auszuschalten.
Zudem bietet der Freiraum viel Platz für Erkundungstouren,
Entscheidungsmöglichkeiten in Bezug auf Missionen sowie eine gute
Gelegenheit für eine kurze Verschnaufpause von Horror und Grusel. Denn
im Gegensatz zum Vorgänger, bietet der zweite Teil der Reihe nun auch
Nebenmissionen an, welche der Spieler nur optional erledigen kann. Diese
bringen nette Vorteile für den Spieler. Nicht nur, dass dieser mehr
Erfahrungspunkte bekommt, welche später in wertvolle Perks investiert
werden können, sondern auch mehr Munition, Medikits bis hin zu neue
Waffen können durch das Erledigen von Nebenmissionen errungen werden.
Wobei Hauptmission die Story vorantreiben, mehr über Charaktere und das
allgemeine Geschehen im Spiel erläutern. Dies bietet einen netten Aspekt
der Entscheidungsfreiheit, Spieler welche lieber mehr von der Story
mitbekommen möchten, ohne viel Ablenkung, sind mit den Hauptmissionen
besser bedient, während Trophäenjäger und Leute, die alles mitnehmen
müssen, besser auf Neben- sowie Hauptmissionen zurückgreifen sollten.
Ob man nun den einen oder anderen Weg geht, „The Evil Within 2“
bietet dank der großen Areale viel Spaß und Freiheit für jedermann.
Apropos Freiheiten, auch wie schon bei dem Vorgänger lässt sich der hart
erkämpfte grüne Schleim der Gegner, welcher als Währung für
Verbesserungen genutzt wird, in verschiedenste Perks investieren. Mehr
Gesundheit, mehr Ausdauer, verbessertes Schleichen oder wirksamere
Medikits sind nur ein paar Beispiele von Perks, die sich der Spieler
aneignen kann. Schön hierbei ist, dass man den Unterschied von
„Vorher-Nachher“ deutlich merkt. Somit hält Sebastian deutlich mehr aus,
wenn er die Gesundheit verbessert und kann sogar eigentlich tödliche
Angriffe aushalten. Hierbei ist es wieder dem Spieler überlassen,
welchen Weg er geht und welchen Fertigkeitenbaum er verbessert.
Auch ein gebliebener Bestandteil des Vorgängers ist das Sammeln und
Benutzen von Schlüsseln. Diese werden, genau wie im ersten Teil der
Reihe, für das Öffnen von Schließfächern genutzt. Hinter diesen befinden
sich verschiedenste Gegenstände, welche sich auf der Suche nach
Sebastians Tochter mehr als nützlich erweisen können. Hierbei steht
einem die altbekannte Krankenschwester Tatiana zur Seite, welche auf
Wunsch hin das ausgewählte Schließfach für einen öffnet. Besagte
Schlüssel werden meist in kleinen Steinfiguren gefunden, durch einfaches
zerschlagen können diese zerstört und die Schlüssel eingesammelt
werden.
Ist man nun einmal wieder in seiner Hauptzentrale, welche durch
Sebastians altes Büro symbolisiert wird, kann man neben dem Verbessern
von Fertigkeiten auch noch seine Waffen verbessern oder selbst Munition
für diese herstellen. À la MacGyver werden hier die eingesammelten
Einzelteile sowie beispielsweise Schwarzpulver zu neuer Munition
umgewandelt, aber auch ganze Waffen können via basteln einfach
aufgewertet werden. Interessant hierbei ist die Fertigkeit, welche
Sebastian es erlaubt, den alteingesessenen Werktisch hinter sich zu
lassen und Munition sowie andere Gegenstände einfach und überall
zusammen zu basteln. Natürlich muss hierbei beachtet werden, dass sich
keine Monster in der Nähe befinden und das, ohne zusätzliche Perks, das
Zusammenbauen von Dingen auf offener Straße mehr Ressourcen kostet als
an dem heimischen Werktisch. Dennoch wird diese Fertigkeit früher oder
später ein wichtiger Teil des Spiels und kann unter anderem dem Spieler
auf den Allerwertesten retten.
Fantastische Gesichter, heiße Feuer und tolle Soundkulisse
Auch
wenn sich der Vorgänger schon im Puncto Grafik hat sehen lassen, haben
es Tango Gameworks geschafft, dass „The Evil Within 2“ sogar noch besser
aussieht. Unser Augenmerk liegt hierbei besonders auf den Gesichtern
sowie den Flammen. Beide dieser Punkte lassen sich insbesondere bei
Anfangsszene des Spiels gut wahrnehmen. Haare, Haut und Augen sehen
unglaublich realistisch aus, was dem Horrorfaktor nur entgegenspielt und
somit die Szenen sowie das Geschehen noch grusliger machen. Haare
fallen in Echtzeit in das Gesicht von Spielfiguren, Augen strahlen den
Spieler an und verraten ohne viele Worte, was die Spielfigur gerade
fühlt. Hierbei sollte darauf hingewiesen werden, dass das Spiel in
unserem Fall auf maximalsten Details gespielt wurde. Lichteffekte sowie
Schatten sehen wie gewohnt gut aus und hüllen das Spiel in einen
Schleier der Ungewissheit.
Jedoch reicht leider nicht nur eine schöne Optik aus, um einem
Spieler so unsicher zu machen und zu fesseln, dass er sich kaum traut
weiterzuspielen. Hierzu ist auch eine passende Audiokulisse nötig.
Glücklicherweise kann Tango Gameworks auch in diesem Punkt mit einer
Musikuntermalung aufwarten, die sich gewaschen hat. Schon innerhalb der
ersten fünfzehn Minuten wird der Spieler realisieren, wie passend die
Musik für „The Evil Within 2“ ausgewählt wurde – opportun. Aber nicht
nur die Musikuntermalung ist wieder einmal super gelungen, auch die
allgemeine Geräuschkulisse ist einfach nur passig. Türen die sich
schließen, Schritte auf dem Boden, dumpfe Musik, welche bei dem
durchschreiten von Türen klarer wird und die Sounds der Waffen – alles
perfekt.
Dann fehlt nur noch eine Sache um das gesamte Video- und Audiopaket
komplett zu machen, die Synchronisation. Das Spiel wurde von uns in der
originalen englischen Sprache getestet mit deutschen Untertitel. Genau
wie bei der Soundkulisse, lässt sich die Synchronisation mehr als sehen.
Bei fähigen Synchronsprechern, welche genau wissen, wie ein
Spielecharakter zu vertonen ist, macht das Zuhören Spaß. Somit wurde
wieder einmal Anson Mount für die Synchronstimme von Sebastian Castellanos, welcher es schon im Vorgänger bewiesen hat, dass er die Rolle perfekt vertonen kann.
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